ARC 2020 review

SUFFISANT
Marina Passet
Thu 21 Jan 2021 16:01

ARC 2020 von Las Palmas bis Saint Lucia

 

Lange zuvor wusste man nicht, ob diese Regatta stattfinden wird oder nicht. Normalerweise sind bei der ARC rund 200 – 240 Yachten registriert. Für die ARC wurden es immer weniger und noch weniger. Zum Starttermin waren es schlussendlich noch 60 Boote…

 

Robert reiste 2 Wochen vor dem Start an, Dieter und Hartwig trafen 1 Woche vorher ein.

 

Die Suffisant wurde nochmals gecheckt bei Rolnautic in Las Palmas. Viele Dinge, die eigentlich die Marina Seca in La Coruna erledigten sollte, wurden nun durch die Rolnautic ausgefuehrt. Ausserdem hat Rolnautic auf meine Anweisung auch die Arbeit von der Marina Seca geprueft und einiges ueberholt und richtig gestellt.

 

Die Suffisant wurde auf den letzten “Druecker” eingewassert.

 

Ich meinerseits habe es vergessen, den Wassermacher zu kontrollieren. Zuvor war er gelaufen (in La Coruna), hat aber Luft im Filter abbekommen.

 

Wir sind am 22.11.2020 gestartet, mit rund 180 L Wasser im Tank, 55 Liter Wasser in 5L Kanistern, 70 L Diesel im Tank und 6x 20 L Diesel in Kanistern sowie 24L Mineralwasser in 1.5 L Flaschen. Dazu viel frisches Gemuese und Fruechte, Kaese, Brot, Wurstwaren, Yoghurt usw. Robert brachte alle Netze bei den Ablagen an.

 

Aber vor dem Start und Verstauen der Ware musste noch einiges an Material eingekauft und fuer das Ausbaumen des Vorsegels eingekauft und montiert warden. Der Parasailor musste getestet warden. Dies habe ich den Maennern ueberlassen, waehrend dessen 2 von uns den Einkauf besorgte.

 

Die Suffisant ist auf 4 Personen zugelassen (normalerweise auf 8 fuer Kuestensegeln). Rettungsmittel sind deshalb auf die 4 reduziert worden. Beim Testen der Yacht sollten sich deshalb nicht mehr als 4 auf dem Schiff aufhalten. 2 von Rolnautic und 2 von uns. Hartwig den ich als “Parasailorspezialisten” betrachte und Robert, welcher sehr gute technische Segeleigenschaften hat, begleiten die beiden Rolnauticleute.

 

Auch wurde die Bord- und Sicherheitseinweisung von mir durchgefuehrt. Auch wenn alle damit vertraut waren, musste ich nach Vorschrift des Worldcruising Clubs diese angehen.

Brav hat die Crew dies ueber sich ergehen lassen. Manchmal mit etwas Zaehneknirschen.

Was sein muss, muss sein.

 

Die ARC fahre ich nun zum 5. Mal und habe auch selber den Start angefahren. Ich halte es so, dass wenn Neulinge an Bord sind, diese den Start und/oder die Zieleinfahrt machen. Ein Highlight. Beim Start traf es Hartwig und beim Ziel Robert.

 

Die Ueberfahrt wurde taeglich durch News, Wetterbericht und Positionsliste angereichert.

Navigation, Wetterauswertung erfolgte ueber mich, Segeltrimm, Technik ueber meine Maenner.

 

Die erste Woche ging gut ueber die Buehne, manchmal wenig Wind, aber keine nennenswerte Vorkommnisse. Jeder musste sich an den Wachplan halten und dies ist natuerlich auch gewoehnungsbeduerftig.

 

Der ordentliche Ausguck nachts war insofern angesagt, da sich zwischen Las Palmas und den Cap Verden Fluechtlingsboote aufhielten, die unbeleuchtet waren. Wir hatten das Glueck, keinem solchen Boot zu begegnen. Man sollte sich nicht annaehern sondern eine Meldung der Maritimen Behoerde machen. Die Fluechtlingsboote sind zum Teil mit bis zu 100 Personen besetzt. Ein zu Nahe kommen kann auch nicht immer freundlich enden. Also Abstand wahren.

 

Ein Boot der ARCplus (ARC+) hatte relative nahen Kontakt zu einem solchen Boot und sie machten auch die entsprechende Meldung. Das Boot hatter und 150 Personen an Bord. Eine Hilfestellung ist nicht moeglich, den eine Segelyacht kann diese platzmaessig gar nicht aufnehmen. 

 

Die Wetterberichte waren in der ersten Woche gut, die 2. Woche gab es Meldungen ueber Squalls (eigenstaendige kleinere Tiefdruckgebilde mit Winden in orkanstaerke). Die Fronten konnten wir gut erkennen und ich lotste aufgrund dieser Berichte die Suffisant dazwischen durch. Nur einmal wurden wir staerker getroffen, die See wurde milchig, starker Regen und Wind kam auf. Nach gut einer ¾ Stunde war es vorbei. Wir waren am Rande einer starken Front. Die Svala – auch eine Schweizer Yacht – kam voll in diese Zone rein und mussten einige Stunden ausharren.

 

Von einer nichtteilnehmender ARC-Yacht, die sich weiter noerdlich befand kame in Mayday rein. Auf der Seekarte guckten wir nach, wo die sich befand. Aber sie war zu weit weg, so dass wir zu lange an Zeit benoetigt haetten, Hilfe zu leisten. Auch die Svale, welche etwas weiter noerdlicher segelte, war noch rund 150 nautische Meilen weg. Was aus der Yacht geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnisse.

 

Eine andere Yacht der ARC+ hatte etwas Wasser in der Bilge und im Motorenraum und meldete einen Pan Pan. Hier konnte eine andere ARC+ Yacht Hilfe leisten. Das Schiff ging keinenfalls unter und konnte weiter fahren, die hilfeleistende Yacht (Aria) begleitete sie bis Mindelo, Cap Verden. Dort blieb diese auch wegen Motorschaden haengen und musste die ARC+ abbrechen.

 

Weitere Yachten konnten nicht starten, weil sie noch in Las Palmas in Quarantaene vor Anker lagen. Wir mussten ja alle einen Covidtest absolvieren und jene, die negative waren, konnten starten. Die anderen steckte man eben in Quarantaene.

 

Auf engstem Raum zu segeln, zu leben ist nicht einfach. Auch bei uns gab es manchmal heftige Diskussionen oder Worte, aber im grossen und ganzen war der Toern ueber den Teich nicht schlecht. 

 

Viele Segler fischen unterwegs. Wir haben davon Abstand gehalten. Wer isst Fisch? Wer macht nach moeglichst humanerweise den Fisch tot? Wer reinigt anschliessend das Cockpit und saeubert es von Blut und Fischschuppen? Nach kurzer Besprechung haben wir uns alle dazu entschieden, das Fischen zu lassen. Andere Boote haben immer gefischt und vermutlich auch mehr als sie zu essen vermoegen. Das muss ich nicht haben. Ist der Fisch zu gross, wird oft das nicht verwertete Fleisch entsorgt. Ist er zu klein, kann man sich davon nicht ernaehren. Also no fish. 

 

Auf der ganzen Ueberquerung haben wir 2x kurz Delphine gesehen und zwar keine grossen Gruppen wie es ueblich ist. Die seinerzeit im 2005 gesichteten Delphine mit dem damaligen Boot Skywalker betrugen sicher 30-50 Delphine! 2010 wurden die Delphine weniger, auch 2011 und 2012. Eigentlich sollte es mehr davon haben. Auch keinen einzigen Wal haben wir gesehen. Um diese Jahreszeit schwimmen auch die Lederschildkroeten Richtung Karibik. Auch diese haben wir nicht mehr gesehen. Sicher gibt es noch welche. Aber es unumstritten, die Anzahl der Tiere im Meer hat infolge der industriellen Fischerei massiv abgenommen.

Wer dies liest, bitte ich, bitte keine industriellen Fische mehr zu kaufen. Ausserdem Weiss man inzwischen, dass sie Microplastickenthalten. Fisch essen ist nicht mehr so gesund, wie uns weisgemacht wird.

 

Was unterwegs immer wieder schoen anzuschauen war: Sonnenaufgaenge, Sonnenuntergaenge, der Sternenhimmel, das Wellenbild. Man konnte sich kaum sattsehen.

Ansonsten ging es immer dem Wachplanturnus nach.

 

Bei dieser Ueberquerung hatte ich selber noch nie soviele Flautentage. Auch das hat sich geaendert. In frueheren Ueberquerungen waren die Flautentage bei durchschnittlich rund 2 – 2.5 Tage. Jetzt gab es fast 5 Tage. Auch das Wetter hat sich geaendert, dem Mensch sei Dank.

 

Durch diese vielen Flautentage haben wir unseren ganzen Most verbraucht. Lediglich rund 10 Liter blieben noch uebrig. Normalerweise sitze ich dies aus, aber die Crew musste ja ihren Rueckflug antreten. Ich straeubte mich deswegen, von fremden Schiffen Diesel anzunehmen. Oftmals haben die eben dan nauch. Zu wenig oder keinen Kanister uebrig.

 

Kurz vor Saint Lucia sahen wir, dass die Svala rund 8 NM weg von uns war. Dieter funkte sie an und wir fuhren zu ihr, waehrenddessen die Svale zu uns fuhr. So wurde der Weg gekuerzt. Auch sie hatten keinen Diesel in Kanister. Ein Umfuellen aus dem Tank wuerde sich schwierig erweisen, also nahmen sie uns in Schlepptau fuer die letzten 70-80 NM. Dort hatte es dann wieder Wind. Wir entschlossen uns, der Svala den Vortritt bei der Zieleinfahrt zu geben und auch die 20 Std. motoren, die ihnen normalerweise bei der Bewertung abgezogen warden, auf uns zu uebertragen. Mit rund 7 L Sprit sind wir dann in Rodney Bay an den Quarantaenesteg.

 

St. Lucia war erreicht und alle erleichtert. Wir haben uns einem weiteren Covidtest unterzogen, Resultat natuerlich negativ. Dann durften wir uns an den Steg E5 verlegen.

 

Dieter hatte seinen Flug 2 Tage spaeter am 18.12., Robert und Hartwig am 20.12. 

 

Ich verbleibe nun hier in Saint Lucia, bringe Dinge in Ordnung wie Erneuerungen von Leinen, Kontrolle Motor, Wassermacher usw. Alle Schapse und die ganze Bilge wurden zwischenzeitlich ausgeraeumt und komplett gereinigt. Alle Buecher sind eingeschweisst, damit die Feuchtigkeit keine Spuren hinterlassen kann.

 

Alles wurde durchgewaschen und der Holzinnenausbau gereinigt und poliert.

 

Als naechstes wird der Hydrovane in der Halterung verstaerkt. Wir haben unterwegs festgestellt, dass die selbstsichernden angebrachten Muttern ein Scheiss wert sind, weswegen diese sich loesten. Die einzige Halterung ist infolge Ruettlerei gelockert und kann so nicht halten. Also wird nun verstaerkt.

 

Mein Schiff wurde auch zum Asyl. Auf einer anderen Schweizer Yacht gab es Familienstreitigkeiten, die Frau hatte das Schiff kurzerhand verlassen, mit Sack und Pack und die Familie verlassen. Man bat mich, sie doch einstweilen aufzunehmen, bis sich das legte.

Es hat sich nicht gelegt, dass Schiff ist nun weiter ohne sie und mein Asyl ist laengstens bis 20.2. gewaehrt. Dann werde ich wieder alleine sein.

 

Ich wollte zu den Pitons, das geht aber nur, wenn ich die Frau als Crew in die Liste eintrage. Ich waere dann fuer alle finanziellen Dinge usw fuer sie verantwortlich. Das moechte ich nicht und man hat mir davon abgeraten dies zu tun. Also Boot einwandfrei machen, dann segle ich alleine weiter zu den Pitons. Andere Inseln koennte man durchaus machen, ist aber kompliziert. Zuerst muss man einen Covidtest der negative ist, haben. Dieser darf bei Einreise nicht aelter als 72h sein. Das Resultat wird aber auf das Datum gesetzt, bei welchem der Abstrich vorgenommen wurde und erhalten tut man es erst nach 24h – 48h. Dann bleibt noch 24h fuer die Einreichung auf der anderen Insel inkl. Formularkrieg. Erst wenn die Genehmigung vorliegt, darf man einreisen. Dann muss man erneut vor Anker gehen (die Gebiete sind definiert wo) und muss nochmals einen Covidtest machen. In Martinique kann es einem treffen, dass man innerhalb von 5 Tagen diesen machen muss und dann noch einmal nach 10 Tagen. Es wird deswegen viel kommuniziert, aber jeder Tag kann sich auf einmal aendern. Ist mir einfach zu bloed. Le Marin in Martinique ist komplett ueberfuellt, dort liegen ca. 100 Boote vor Anker und in der Marina gibt es keinen Platz mehr.

 

Abwarten ist die Devise. Zur Hurrikanzeit nehme ich mein Boot in Rodney Bay raus. Die Preise sind nicht etwa billiger als in Europa, sondern etwa gleich. Den Termin habe ich vorverlegt auf 9. April, dann hat es naemlich noch Platz, danach wird es eng, sehr eng.

Zur Zeit fertige ich eine Liste fuer die Zollbehoerde an. Sobald das Boot draussen und mit Erdanker versehen ist, muss der Zollbehoerde die Liste ausgehaendigt warden. Hier muss alles draufstehen, was sich an Bord befindet. Eine lange Liste…

 

Ich habe ja schon zuvor die Inventur in der CH gemacht inkl. Serien Nr. Der einzelnen Geraete. Dies vereinfacht mir die Liste. Trotzdem muss alles ueberprueft warden, denn wenn was fehlt und die das kontrollieren, darf man bezahlen. Meine Seekarten zB sind hier viel wert, da man keine bekommt.

 

Ab 9.4. gehe ich noch in eine Unterkunft, muss dann vor dem Flug am 17.4. einen Covidtest negative haben. 

 

Wie aber weiter? Na ja, der Worldcruisingclub startet die naechste Etappe von St. Lucia nach Panama am 8./9.1.2022. Ich werde es verfolgen, was der heissgeliebte Covid im Herbst macht. Entweder gehe ich ohne den WCC weiter Richtung Panama oder mit dem WCC. Ich werde im Oktober 2020 nach St. Lucia zurueckkehren.

 

Fazit: Segeln scheibchenweise ist angesagt.

 

Marina

SY Suffisant

Jan. 2020